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Insektennahrung und Katzen – ein Auszug aus der ersten Studie in diesem Zusammenhang

Eine Studie von Prof. Dr. Jürgen Zentek und Prof. Dr. Nadine Paßlack zum Thema:
Akzeptanz, Verträglichkeit und scheinbare Nährstoffverdaulichkeit von Alleinfuttermittel auf Basis von Hermetia illucens Larvenmehl bei Katzen.

Nicht nur, dass Insektenprotein eine ökonomische und ökologische Überlegung wert sind für die Zukunft bedarf es auch Versuche zu dieser Thematik bei unseren Haustieren.

Bei den Katzen wurde der Kot untersucht. Beide Versuchsfutter enthielten Titanoxid als unverdaulicher Marker zur Kalkulation der scheinbaren Nährstoffverdaulichkeit.

Des Weiteren ist grundsätzlich zu erwähnen, dass die Futterverträglichkeit sowie die Akzeptanz als gut eingestuft wurden. Hier ist zu erwähnen, dass es bei Katzen schwieriger ist, eine allgemeine, sehr gute Akzeptanz zu erlangen. Auch hier spielen scheinbar die Inhaltsstoffe und das eingesetzte Insektenprotein eine Rolle.

Die Ermittlung der scheinbaren Nährstoffverdaulichkeiten konnte eine hohe scheinbare Rohfettverdaulichkeit (96,0 ± 1,26 % für Futtermittel A und 92,7 ± 1,53 % für Futtermittel B) aufzeigen. Die scheinbare Verdaulichkeit von Rohprotein (77,0 ± 3,48 % und 73,4 ± 3,73 %) sowie der einzelnen Aminosäuren war hingegen eher mäßig.

Aufgrund der eher mäßigen scheinbaren Rohproteinverdaulichkeit sollten entsprechende Katzenalleinfuttermittel stets einen ausreichenden Sicherheitszuschlag enthalten, um Nährstoffdefizite zu vermeiden.

Bei den Versuchen wurden Süßkartoffel und Erbsenprotein aufgrund des hochwertigen Aminosäurenmusters gezielt ergänzt.

Der Trockensubstanzgehalt der Kotproben unterschied sich nicht in Abhängigkeit von dem eingesetzten Alleinfuttermittel.

Der Rohfettgehalt des eingesetzten Larvenmehles lag zwischen 6-9 %. Die Aufnahme an Laurinsäure hatte insgesamt keine emetische Wirkung ausgeübt. Das Versuchsfutter hatte scheinbar eine deutlich geringere Rohproteinverdaulichkeit aufgewiesen als „übliche“ Rohproteinlieferanten in der Heimtierernährung.

Angegebene Werte beziehen sich hingegen auf die reinen Proteinlieferanten. Die scheinbare Rohproteinverdaulichkeit von Trockenalleinfuttermitteln auf Basis unterschiedlicher tierischer und pflanzlicher Proteinlieferanten (Geflügelmehl, Griebenmehl, Sojaprotein, Mais- und Reiskleber) lag jedoch beispielsweise in einer eigenen Untersuchung mit Katzen (14) bei durchschnittlich 82,9–88,7 % und somit ebenfalls über den in der vorliegenden Studie ermittelten Werten für die beiden Futterrezepturen auf Basis von Insektenmehl.

Bei der Betrachtung der scheinbaren Rohprotein- und Aminosäurenverdaulichkeiten ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Untersuchung von Kotproben hier stets nur eine eingeschränkte Aussagekraft besitzt. Hintergrund ist, dass sich im Kot neben einem exogenen Anteil (= unverdautes Futterprotein) auch ein endogener Anteil an Stickstoff befindet (7). Die endogene Sekretion führt folglich zu einem gewissen Fehler bei der Ermittlung der Verdaulichkeit von Futterprotein. Weiterhin ist zu beachten, dass im Dünndarm (= präzäkal) unverdautes Protein von den im Dickdarm ansässigen Bakterien zum Teil verstoffwechselt wird (21). Auch dies führt zu einer gewissen Verfälschung der ermittelten Rohprotein- bzw. Aminosäurenverdaulichkeiten.

Vor dem Hintergrund der geschilderten Limitierungen ist allerdings bei der Interpretation der scheinbaren Gesamtverdaulichkeit von Rohprotein und Aminosäuren stets eine gewisse Vorsicht geboten.

Bislang wurde nach Kenntnis der Autoren bei der Katze nicht untersucht, ob diese eine intestinale Chitinaseaktivität zum Abbau dieses Polysaccharids aufweist. Bei Hunden konnte eine geringe Chitinaseaktivität im Kot nachgewiesen werden, welche unabhängig von dem Chitinanteil im Futter vorlag. (6)

Zukünftige Entwicklungen von technologischen Verfahren könnten an dieser Stelle ansetzen, um den Chitinanteil im Larvenmehl von Hermetia illucens zu reduzieren und somit gegebenenfalls die Verdaulichkeit zu verbessern.

Im Hinblick auf mögliche Herstellungsprozesse, die einen Einfluss auf die Nährstoffverdaulichkeit von Hermetia illucens haben könnten, ist auch das Alter der Insekten zu nennen.

So weisen Larven und Puppen der Schwarzen Soldatenfliege nicht nur eine unterschiedliche Nährstoffzusammensetzung (1, 3), sondern auch eine abweichende In-vitro-Verdaulichkeit auf (3).

Die eher mäßige scheinbare Proteinverdaulichkeit blieb bei den Katzen nach jeweils 6-wöchiger Fütterung beider Futtermittel auf Basis von Larvenmehl von Hermetia illucens ohne erkennbare klinische Auswirkung.

Bei den Katzen der vorliegenden Studie wurden keinerlei Probleme in der Kotkonsistenz beobachtet.

Bei gesunden Hunden hat ein Futter auf Basis von Larvenmehl von Hermetia illucens im Vergleich zu einem Futter auf Basis von Lammmehl zu keiner Beeinflussung immunologischer Parameter geführt (6).

Fazit

Die Akzeptanz und Verträglichkeit unterlagen individuellen Variationen, konnten durchschnittlich aber als gut bewertet werden. Die scheinbare Rohproteinverdaulichkeit der beiden Futtermittel war mit < 80 % niedriger als die der üblicherweise in der Katzenernährung eingesetzten Proteinlieferanten.

Daher sollten bei der Herstellung entsprechender Futtermittel stets ausreichend hohe Proteingehalte vorgesehen werden, um Nährstoffdefizite bei den Tieren zu vermeiden.

Vor dem Hintergrund der vorliegenden Daten können keine grundsätzlichen Probleme durch den Einsatz von Larvenmehl von Hermetia illucens bei Katzen vermutet werden.

1. Barroso FG, de Haro C, Sánchez-Muros M-J, Venegas E, Martínez-Sánchez A, Pérez-Bañón C. The potential of various insect species for use as food for fish. Aquaculture 2014; 422–423: 193–201.

2. Bessa LW, Pieterse E, Sigge G, Hoffman LC. Insects as human food; from farm to fork. J Sci Food Agric 2017. doi: 10.1002/jsfa.8860. [Epub ahead of print].

3. Bosch G, Zhang S, Oonincx DG, Hendriks WH. Protein quality of insects as potential ingredients for dog and cat foods. J Nutr Sci 2014; 3: e29.

6. Heide C. Larvenmehl von Hermetia illucens als Proteinträger im Futter für Hunde. Inaugural-Dissertation, Freie Universität Berlin, Berlin 2017.

7. Kamphues J, Wolf P, Eder K, Iben C, Kienzle E, Coenen M, Liesegang A, Männer K, Zebeli Q, Zentek J. Supplemente zur Tierernährung. Hannover: Schaper 2014.

21. Zentek J. Ernährung des Hundes. Grundlagen – Fütterung – Diätetik. Enke: Stuttgart 2016.